Was ist Akupunktur?

Die Akupunktur gehört zur Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Erste Aufzeichnungen über Akupunktur an Mensch und Tier sind über 6000 Jahre alt, und mittlerweile ist sie eine weltweit anerkannte komplementäre Form der Behandlung.

Die Akupunktur unterscheidet sich von der Untersuchung bis hin zur Therapie von der westlichen Medizin. Neben dem traditionellen Wissen hat mittlerweile auch die Wissenschaft ihren Beitrag zu dieser Behandlungslehre geleistet, und viele Wirkmechanismen sind weitgehend bekannt.

Auf der Körperoberfläche liegen die „Akupunkturpunkte“ meist auf Leitlinien, die man als Meridiane bezeichnet. In ihnen kreist die Lebensenergie Qi. Infolge von Störungen dieses Energieflusses kommt es zu Erkrankungen. Durch das Einstechen von Nadeln können die Störungen beseitigt oder gelindert werden. Dies geschieht durch die Beeinflussung des Gefässsystems, welches zur Ausschüttung bestimmter Stoffe mit  lokalen Wirkungen bis hin zur Verbesserung der humoralen Immunität führt.

Akupunkturpunkte liegen oft gemeinsam mit nervalen Strukturen: z.B. freie Nervenendigungen, große periphere Gefäss-Nervenbündel, Hautnerven, aus der Tiefe kommende Nerven, motorische Nerven in den Muskeln. Durch Stimulation dieser Punkte werden unter anderem Nervenimpulse gesendet, eine Reaktion erfolgt durch das Rückenmark ebenso wie im Zentralnervensystem. Neurotransmitter werden ausgeschüttet und das endogene Schmerzhemmungssystem wird aktiviert. Oder durch Reflexbögen werden an manchen Punkten Einfluss auf das Kreislaufsystem und/oder den Magen-Darmtrakt ausgeübt.

Die Meridiane entsprechen keinen anatomischen Strukturen und trotzdem stellen sich beim Tier manchmal die Haare entlang dieser Leitbahn auf beim Einstich einer Nadel.

Menschen erleben oft ein Gefühl von „Kribbeln“, Taubheit oder Wärme, das vom genadelten Punkt entlang dieses Meridians ausstrahlt.

Wie wird behandelt?

Für die Therapie benötigt man üblicherweise 2 - 5 Behandlungen. Die Behandlungsdauer kann variieren und sollte ausschließlich in Verbindung mit einer klinischen Diagnostik erfolgen. So kann schon frühzeitig ausgeschlossen werden, dass es sich um Erkrankungen handelt, die einer intensiven schulmedizinischen oder gar chirurgischen Therapie bedürfen.

Bei der Akupunktur werden nach einer speziellen Untersuchung Akupunkturnadeln gesetzt, die für kurze Zeit im Tier belassen werden. Es werden sehr feine Nadeln verwendet, daher dulden fast alle Tiere die Behandlung und die meisten entspannen sich.

Welche Krankheiten können mit Akupunktur behandelt werden?

Eines der Hauptanwendungsgebiete der Akupunktur in der Tiermedizin ist die Schmerztherapie des Bewegungsapparates. Diese umfasst akute Erkrankungen wie Diskopathien (Dackellähme) und chronische Beschwerden wie Hüftgelenksdysplasie, Spondylosen oder Hufrollenentzündung.

Sie unterstützt den Muskelaufbau und die Koordinationsfähigkeit nach Operationen, lindert Schmerzen und entspannt die Muskulatur.

Beim Reitpferd sind die häufigsten Indikationen für eine Behandlung die Beseitigung von Rückenverspannungen, die Verbesserung der Durchlässigkeit und Biegsamkeit und die Rehabilitation nach Verletzungspausen. Aber auch unklare und wechselnde Lahmheiten, Taktfehler und Leistungsminderung sowie Widersetzlichkeit beim Putzen, Satteln und Reiten. 

Als Leistungsoptimierung ist die Akupunktur gerade für den Athlet Pferd eine ideale Form der Gesunderhaltung neben richtig passendem Sattel, artgerechter Fütterung und Haltung, sensiblem Reiter, regelmässiger Zahnkontrolle und korrektem Hufbeschlag.

Krankheiten der Atemwege (COPD) oder der Haut können auch behandelt werden.

Nicht zu vergessen sind die „Senioren“. So können allgemeine Erschöpfung oder auch Harninkontinenz (kastrierte Hündinnen) erfolgreich behandelt werden.

Eine besondere Form der Akupunktur ist die Elektro-Akupunktur. Hierbei werden Kabel an die Nadeln angeschlossen, die mit einem speziellen Gerät verbunden sind. Leichte Stromstösse dienen zum Beispiel der Stimulation von atrophierter (verkümmerter) Muskulatur oder helfen, wie in dem oben dargestellten Foto mit der Katze, die Blasenfunktion nach einem Wirbelsäulentrauma wiederherzstellen oder zumindest deutlich zu verbessern.